Preußen ??
Glauben Sie nicht, dass alles, was den Namen Preußen trägt, auch wirklich das ursprüngliche „Preußen“ wiedergibt.
Überwiegend wird aus der mehrere Jahrtausende umfassenden Geschichte Preußens lediglich eine Periode mit höfischem Glanz erwähnt und als Preußen ausgegeben. Hierbei handelt es sich um „Brandenburg-Preußen“.
Im Folgenden möchten wir das ursprüngliche Preußen etwas näher bringen.
Die Bezeichnungen für das Land und die Menschen Preußens sind zahlreich. Durch falschen, sich verstätigten Gebrauch, tragen sie zur Verwirrungen bei.
So insbesondere folgende Benennungen:
Land Bewohner
Prusa Prusai
Pruse Prußen
Preußen Preußen
Pruze), Prussia Pruzzen, Prußen
Pruthenia Prutheni
Borussia Borussen
Bruzze Bruzzi
Bruse Brus
Kurze Definition „Preußen“
Der Ursprung Preußens wird häufig verdrängt. Zur Unterscheidung der ersten, der ursprünglichen Preußen sollte die Zeit der Hohenzollern korrekterweise mit „Brandenburg-Preußen“ bezeichnet werden, wie es in der Vergangenheit zeitweise üblich war und teilweise auch heute noch geschieht. Das 1701 entstandene Königreich benutzte das zuvor Herzogtum Preußen genannte Land zur Erlangung eines höheren Status. Es übertrug 1773 zudem den Namen Preußen auf seine sämtliche Gebiete und deklassierte das wirkliche/ursprüngliche Land Preußen zur Provinz, nämlich zur Provinz Ostpreußen.
Geschichte
Wenn über die Geschichte Preußens zu berichten ist, dürfen seine Anfänge nicht unerwähnt bleiben. Archäologisch gesehen sind Teile Preußens, vor allem das Samland, ein einziges Ausgrabungsfeld und zeugen von der hohen Kultur seiner Bewohner. Nach Ansicht von Experten gehörte die vormalige Prussia-Sammlung in Königsberg zu den hervorragendsten Zeugnissen der Prußen/Altpreußen, eines alten europäischen Kulturvolkes.
Vor etwa 3.000 Jahren begannen die Vorfahren der Prußen im nordöstlichen Europa ihre Heimstatt zu gestalten. Berührungen mit den Goten verliefen friedlich.
An der Völkerwanderung beteiligten sich die Prußen nicht.
Ab dem 9. Jh. wurden sie durch Raubzüge der Nordmänner in ihrer Ruhe gestört, die nur kurze Zeit währten und vielfach in einer Symbiose von Handel und friedlicher Niederlassung endeten. Ab dem 10. Jh. bedrängten Masowier vom Süden her das Preußenland. Da die Überfälle andauerten, sammelten sich die ursprünglich eigenständig lebenden Stämme zur Verteidigung und schlugen zurück. Dies hatte jedoch zur Folge, dass mit dem Deutschen Orden im 13. Jh. ein noch mächtigerer Gegner den Prußen die Freiheit raubte. 53 Jahre kämpften die Prußen für ihre Unabhängigkeit. Die Herrschaft des Ordens brachte dem Land zwar organisa- torische und bauliche Höhepunkte, vermochte jedoch nicht die eingeborene Bevölkerung zu integrieren. Erst mit dem Ende des Ordens verbesserte sich die Lage der Prußen. Ihre Sprache wurde nicht mehr verboten, Diskriminierungen abgebaut. 1701 nutzten die Hohenzollern das Land Preußen zum Eintritt in den Kreis europäischer Könige. Sie dankten es jedoch den Preußen schlecht und stuften es zu einer Provinz herab. Die Prußen arrangierten sich. 1945 wurden sie vertrieben, ihr kulturelles Erbe nicht mehr zugänglich gemacht.
Zeittafel
2.500 v. Chr. Erste Steinzeitsiedlungen in (Ost)Preußen
mit baltischen Flur- und Gewässernamen.
1.500 v. Chr. In der Bronzezeit teilen sich die Balten in
die östliche Gruppe der heutigen Litauer und Letten
und die westliche Gruppe der Prußen und Kuren auf.
um 100 v.Chr. Goten dringen in das untere Weichselgebiet ein.
992- 1161 n.Chr. Raubzüge der Polen ins Preußenland durch
Boleslaw I. bis Boleslaw IV.
1226 n.Chr. Piastenfürst Konrad von Masowien bittet den Deutschen Orden
um Hilfe gegen die Vergeltungsschläge der Prußen.
1230 n.Chr Enfall des Deutschen Ordens in Preußen.
1283 n.Chr. Sieg des Ordens über die Prußen.
Weitere Errichtung eines Ordensstaat
1525 n.Chr. Umwandlung des Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum.
1701 n.Chr. Selbstkrönung Friedrichs III. in Königsberg
zum König in Preußen.
1773 n.Chr. Übertrag des Landesnamens „Preußen“ auf alle Gebiete
der Brandenburger Hohenzollern und Umbenennung
Preußens in "Provinz Ostpreußen“.
1945 n.Chr. Vertreibung der reichsdeutschen Bevölkerung, einschl.
der prußischen Nachfahren und der Neusiedlern
(Salzburger, Friesen, Pfälzer, Schweizer etc.).
Später Aufteilung des Gebiets auf die Staaten
Litauen, Russland und Polen.
Im 3. Jahrtausend n. Chr. ist es schwer genaue Angaben über die heutige Zahl der Prußen abzugeben. Krieg und Vertreibung haben wichtige Dokumente zerstört. Neu zugewiesene Lebensräume haben den Zusammenhalt dieser Volksgruppe behindert.
Schätzungen liegen uns seit den Zeiten der Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden, dem Beginn des Herzogtums, der Krönung eines Brandenburgers zum König in Preußen, dem Beginn und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs, vor.
Aus Chroniken wissen wir, dass 1230, als der Deutsche Orden die prußischen Grenzen überschritt, eine Urbevölkerung von 200.000 bis 250.000 Personen angetroffen wurde. Fast jeder dritte Pruße überlebte den 53jährigen Freiheitskampf nicht. Der Deutsche Orden brachte 130.000 Neusiedler in das Land, die jedoch eine Minderheit bildeten. Der zähe Überlebenswille der Prußen führte bei der eingeborenen Bevölkerung zu reichlichem Kindersegen. C. Hartknoch berichtete im17. Jh., dass eine prußische Schwangerschaft die andere ablöste. Den immer wiederkehrenden Pestepidemien begegneten die Prußen erfolgreicher als die Eingewanderten, indem sie bei Ausbruch der Seuche Hab und Gut zurückließen und in den Wäldern das Ende der Krankheit abwarteten.
Erzwungene Namensänderungen, Diskriminierung und fehlende Möglichkeiten sich über die prußische Kultur zu informieren, haben dazu geführt, dass viele Menschen ihre prußische Herkunft nicht mehr kennen.
Das Land Preußen
Das Land Prusa, das eigentliche Preußen, umfasst seit erdenklichen Zeiten ein Gebiet von ca. 40.000 qkm.
Bis 1945 hatte es seine Grenzen kaum verändert. Selbst während der Völkerwanderung blieben die Prußen in diesem Teil Europas sesshaft.
Zwölf Gaugebiete bildeten das Heimatland der Prußen. Nach der Sage des Königs Waidewut und seines Priesterbruders Bruteno verteilten beide im hohen Alter ihr Land an die Söhne Waidewuts. Jeder der Zwölf verlieh seinem Gebiet seinen Namen, der sich in den meisten Fällen bis 1945 halten konnte.
Barten, Galinden, Kulm, Natangen, Nadrauen, Pogesanien,
Pomesani
Bernsteinen, Samland, Sassen, Schalauen, Sudauen, Warmien
Bernstein
Das Gold der Prußen, der Bernstein, der in diesen Mengen auf der Welt nur im Preußenland vorkommt, hat ihnen trotz widriger Umstände einen bescheidenen Platz in der Geschichte gesichert.
Das Alter des Bernstein reicht über 300 Millionen Jahre zurück. Der baltische Bernstein wird auf 40 bis 50 Millionen Jahre geschätzt. Mit über 240 verschiedenen Farbtönen bietet er ein faszinierendes Material, das in den verschiedensten Bereichen Anwendung findet.
Eingeschlossene Objekte im Bernstein, wie Pflanzen und Kleintiere, liefern wertvolle Kenntnis der Erdbeschaffenheit aus einer unvorstellbaren Vergangenheit. Das Höchstgewicht gefundener Bernsteinstücke liegt bei 12 kg, das längste Stück maß 48 cm. Heutige Wissenschaftler gehen davon aus, dass eines Tages durch Klonen eventuell ausgestorbene Arten wieder zum Leben erweckt werden könnten.
Die Prußen dachten praktischer und nutzten den Bernstein in der Medizin, zum Verschließen von Dichtungen oder zur Repräsentation in Form von Schmuck, zum Handel und zuweilen auch zum Heizen.
Der Handel mit Bernstein war zu verschiedenen Zeiten der Garant für zahlreiche Annehmlichkeiten des Lebens, die durch Tausch erworben werden konnten.
Die Bearbeitung des Bernsteins durch die Prußen erfolgte an in Salzwasser gelagerten Stücken mit Fäden oder Röhrenknochen von Vögeln.
Andere Völker nutzten den Bernstein in Form von Plättchen als Zahlungsmittel. Bei den Ägyptern wurden Verstorbene mit Bernsteinmixturen konserviert.
Fauna und Flora
Die Flora Preußens wies einige Besonderheiten auf.
Die von Wulfstan im 9. Jh. und Prätorius im 17. Jh. aufgezeigte Kunstfertigkeit der Prußen Eis herzustellen basierte auf der Verwendung bestimmter Pflanzen, die sonst nirgendwo bekannt waren. Die genauen Angaben zur Zubereitung des Eises gingen verloren. Selbst in alten Zeiten waren die dafür benötigten Pflanzen selten. Eine der Pflanzen trug auf dunklem Stengel kreisförmige krause Blätter, die erhitzt in kaltes Wasser gegeben wurden. Eichen, Linden, Birken lieferten Baumaterialen, Öle und Grundstoffe für Bekleidung und Ausrüstung.
Von Schmetterlingen angefangen über Wisente, Auerochsen, Elche und Pferde, bot das Land Preußen länger als in anderen Gebieten Europas seltenen Tieren eine Zuflucht.
Sie gehörten auch in beträchtlichem Maße zum prußischen Speisezettel. Im 14. und 15. Jh. wurden diese wilden Tiere zum Gegenstand des Handels für die damals populären Hetzjagden des europäischen Adels. Fisch und Fleisch behielten bei den Prußen bis in die Neuzeit ihren Stellenwert und bekannt ist noch heute der preußische Spruch: „Fleisch ist das beste Gemüse.“
Edle Felle und Häute, die anderweitig sehr begehrt waren, kamen zum Hauptexportgut, dem Bernstein, hinzu.
Einen besonderen Platz hielten die Bienen Preußens.
Mit ihren Produkten Wachs und Honig stellten sie ein beliebtes Handelserzeugnis, das in der Quantität so beträchtlich war, dass Chronisten wie Miechovius berichteten, Preußen könne halb Europa damit beliefern.
Germanum Adlerhold schwärmte 1704 in seiner Arbeit „Das höchst gepriesene Preussen“ über das herrliche Land mit seinen reichen Naturgütern und seiner Fruchtbarkeit.
Bewohner
Die Prusai haben trotz häufiger Ausrottungspropaganda recht zahlreich überlebt. Ihre Träger sind oft durch typische Namen oder Endungen wie –ant, -eit, -keit, -uhn, -nik usw. erkennbar. Andere Namen, die auf erstem Blick keine baltische Herkunft verraten, könnten nach der durch Germanisierung, Polonisierung oder Litauisierung erfahrenen Änderung durch Rückübersetzung ihre Preußenherkunft preisgeben.
Prußische Sprache
Das Prußische gehört zur baltischen Sprachgruppe, die ihre gemeinsame Herkunft aus dem Sanskrit teilweise bewahrt hat und weist somit ein beachtliches Alter auf.
Das westbaltische Prußisch steht dieser Ursprache näher als die anderen baltischen Sprachen, das Kurische, Lettische und das Litauische. Die Prußen lebten ein Jahrtausend länger an der Ostsee, als die Letten und Litauer, die ihre besonderen archaischen sprachlichen Bestandteile länger überdauern ließ.
Drei Jahrhunderte Verbot der prußischen Sprache während der Zeit des Deutschen Ordens schweißten die eingeborene Bevölkerung noch enger zusammen und erhielt sie trotz ungünstiger Bedingungen am Leben.
Erst nach Beendigung der Erlasse im 16. Jh. erlebte das Prußische eine kurze Blüte. Bücher wurden in prußischer Sprache gedruckt und Prußen durften studieren.
Später geriet das Prußische ins Abseits, da es weder gelehrt bzw. aufgezeichnet wurde, noch im öffentlichen Leben eine Rolle spielen durfte. Im 18. Jh. wurde prußisch fast nirgendwo mehr gesprochen.
Damit stieg jedoch das Interesse an den Resten dieser Sprache. Noch vorhanden waren lediglich das Elbinger Vokabular von 1400, das erst im 19. Jh. wieder entdeckt wurde, Simon Grunaus Prußische Wörterliste von 1526 und der Kleine Katechismus mit Taufbüchlein von Martin Luther der Jahre 1545 und 1561.
1821 schrieb J.S. Vater „Die Sprache der alten Preussen“,
1837 H. Bopp „Über die Sprache der alten Preussen“
1845 G.H.F. Nesselmann mit „Thesaurus linguae prussicae“,
1875 W. Pierson mit dem „Altpreußischen Wörterschatz“,
1896 E. Berneker mit „Die preussische Sprache.“
Im 20. Jhd. dokumentierten G. Gerullis, R. Trautmann, Endselin und nach 1945 L. Kilian, V. Maziulis, L. Palmaitis, W.N. Toporov ihre Erkenntnisse über das Prußische.
Kurzdarstellung der baltischen Sprachfamilie
Die baltischen Sprachen werden grob in westbaltisch und ostbaltisch unterschieden.
Zu den Westbalten zählen die Prußen mit ihren zwölf Stämmen Barta, Galindo, Chelmo mit Lubawa, Nadruwa, Notanga, Pagude, Pamede, Seme, Sasna, Skalwa, Sudowa und Warme ebenso wie die Kuren mit ihren Landschaften Vredecuronia, Wynda, Bandowe, Bihavelanc, Duvzare, Ceclis, Megowe, Pilsaten, Lamotina und das lettisch beeinflusste Nehrungskurisch.
Den Ostbalten zuzurechnen sind die Letten mit ihren Mundarten kurisches Tahmisch, livisches Tahmisch, nordkurische Mundarten, semgallisch-kurische Mundarten, Hochlettisch und Semgallisch. Zu den Ostbalten gehören auch die Litauer, die sich aufteilen in Hochlitauisch (aukštaič) und Niederlitauisch (žemaitisch oder samogitisch). Das Hochlitauische teilt sich auf in Westaukštaič, Ostaukštaič und Südaukštaič, wobei letzteres in der prußisch-sudauischen Region um Marijampole liegt, die zu frühen Ordenszeiten an Litauen abgetreten wurde. Das Niederlitauische kann eigentlich nur den Bereich um Tauroggen als eigene žemaitische Sprache für sich beanspruchen, denn alle anderen Dialektgebiete liegen in ehemals kurischen Landschaften und sind demnach altkurisch beeinflusst.
Prußische Religion
Als Naturreligion zu Götzendienst geächtet, wurden Einzelheiten der prußischen Religion von den Eroberern (dem Deutschen Orden) nur unzureichend aufgezeichnet. Deren christliche Glaubensrichtung verbot selbst Erntebräuche, die im Christentum üblich waren - die Dankbarkeit war an fremde Götter gerichtet.
Heilige Seen, Felder und Haine, selbst Bäume wie Eichen, Linden oder Holunder und Wacholder, besaßen göttliche Eigenschaften, die es zu ehren galt.
Die christliche Aufforderung „Macht Euch die Erde untertan!“ verstieß gegen die prußische Auffassung, die der Natur großen Respekt zollte. Die Gleichheit des Nächsten wurde von den Christen nur selektiv auf Prußen angewandt. Gebote, das Eigentum der Prußen zu achten, wurden ständig übertreten. Die neue Religion überzeugte nicht.
Man blieb lieber bei den bekannten obersten Prußengöttern Perkunos, Potrimpos und Pilkollos. In Romowe wachte der Oberpriester Kriwe Kriwaitis über das heilige Feuer. Die Waidelottenpriester konnten sowohl männlich wie weiblich sein. Sie standen für alle Probleme des täglichen Lebens zur Verfügung. Mit Gesängen, Opfern, Weissagungen und Loswerfen wurde nach Lösungen gesucht. Opferfeiern hatten geselligen Charakter. Tieropfer wurden bei den Zeremonien verzehrt und mit den Göttern geteilt. Unter Gebeten und Gesängen warfen die Männer Brotfladen durch das lodernde Feuer, bis diese gar waren. Erntezeremonien und Bestattungen erstreckten sich auf mehrere Tage und der Kreis der Beteiligten war groß.
Heute werden religiöse Riten ähnlich der prußischer Art noch von wenigen in Litauen lebenden Prußen vollzogen.
Aufgaben
Zu bedauern ist die Qualität der Wiedergabe geschichtlicher Daten, wenn sie die Geschichte der Prußen betreffen. Nicht nur, dass der Presse oft notwendige Kenntnisse fehlen, auch von Historikern sind falsche Angaben vermehrt anzutreffen.
Wurde Preußen in den letzten 700 Jahren von Deutschland beherrscht, wird diese Periode nach der Abtrennung des Preußenlandes aufgrund der Folgen des 2. Weltkriegs, von den offiziellen Stellen ausgeklammert. Die neuen Regierungen im Prußenland haben, nachdem die Urbevölkerung vertrieben wurde, versucht die Völkerrechtsverstöße zu beschönigen.
Eine objektive Darstellung hat sich bei ihnen nicht ergeben.
Ein jedes Volk hat das Recht auf seine Identität und das Wissen über seine Kultur und Geschichte. Eroberungen haben jedoch zu Einschränkungen und Verboten geführt, die die Eigenart einer Volksgruppe hindert, ihre kulturellen Besonderheiten auszuleben und zu entwickeln.
Geschichte kann nicht mehr geändert werden.
Die Prußen bemühen sich die heutigen Geschichtsdefizite zu korrigieren und ein Forum zu schaffen, um die Kultur der Prußen umfassend darzustellen.
Offiziellen Stellen unterstützen diese Bemühungen nicht. Möglichkeiten das Prußenanliegen zu erfüllen bestehen nur auf privater Basis.
Ansprechpartner
Als kompetenter Ansprechpartner zum Thema stehen Ihnen die
Prußen-Stiftung TOLKEMITA, Potsdam
Internet: www.prusai.de => Achtung: Die Seiten wurden zuletzt 2007 aktualisiert. Insb. die Angaben zu Kontakt, Veranstaltungen und verantwortlichen Personen sind nicht mehr zutreffend.
E-Mail: stiftung.tolkemita@gmail.com
2. PRUSSIA, Gesellschaft für Geschichte, Archäologie und Landeskunde Altpreußens, Ost- und Westpreußen e.V.
Internet: www.prussia-gesellschaft.de
www.prussia-museum.eu
E-Mail: prussia.gesellschaft@gmail.com
Durch die Ereignisse in Folge des II. Weltkrieg sind Einrichtungen und Museen, in denen die Prußen ihre Kultur und Geschichte wiederfinden können, selten geworden oder nicht mehr leicht zugänglich.
Insbesondere der Verlust des Königsberger Prussia-Museums mit seinen Sammlungen wiegt für die prußische Geschichte schwer und kommt einem Totalverlust sehr nahe.
Darum sind Einrichtungen, selbst wenn sie auch nur Teile der prußischen Geschichte und Kultur vermitteln können, von großer Bedeutung.
Zu nennen sind in diesem Kontext
- Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg
- Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen
- Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, wo heutzutage Teile der Prussia-Sammlungen aus dem Königsberger Schloss vorhanden sind und zusammen mit polnischen, russischen und litauischen Archäologen unter Einbeziehung der PRUSSIA-Gesellschaft am zumindest virtuellen Wiedererrichten des legendären Prussia-Museums Königsberg gearbeitet wird.
- Kaliningrader Museum für Geschichte und Kunst, dort sind ebenfalls Teile der vormaligen Prussia-Sammlung vorhanden und werden z.T. ausgestellt
- Schloßmuseum in Allenstein sind die Keramiken des vormaligen Prussia-Museums, ebenso wie im geringen Umfang archäologische Funde und Berichte vorhanden.
Erklärungen zu diesen Funden werden meist als vorrussische oder vorpolnische Zeugnisse ausgegeben und machen seine wahre Geschichtsbeurteilung schwer.
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Die Religion der alten Preußen
Von Oberpostrat a.D. D. Crome, Königsberg 1936
Man vertritt heute nicht mehr den Standpunkt, so führte der Vortragende etwas aus, den heidnischen Glauben der alten Preußen und ihre hartnäckige Ablehnung des Christentums als verwerflich anzusehen. Ihre Liebe zu ihren Göttern und ihren religiösen Gebräuchen sei so groß gewesen, wie die zu dem Boden, den sie, soweit es sich geschichtlich nachweisen läßt, bereits lange vor Christi Geburt bewohnten. Da ihnen das Christentum zu allererst aus dem feindlichen Polen zugetragen wurde, behielt es seinen feindlichen Charakter, und auch der Deutsche Ritterorden vermochte nicht das Verständnis für das eigensinnige Festhalten der alten Preußen an ihren hergebrachten Bräuchen aufzubringen. Ihr Kampf dagegen war zugleich ein Kampf um ihre Volksreligion, Kampf um ihren Glauben und ihre Freiheit, Kampf für ihr Vaterland und lange gelang ihnen die Abwehr fremder Überflutung.
Ihre Kultur wurde daher nicht von den Slawen, sondern von den Ostgermanen und namentlich von den Wikingern beeinflußt, wovon heute noch vorhandene Siedlungsnamen, wie beispielsweise das bei Cranz gelegene, durch seine Ausgrabungen bekannte Wiskiauten zeugen.
In ihrer religiösen Entwicklung lassen sich drei Stufen ermitteln, von denen geschichtlich allerdings nur der Zeitraum von der zweiten bis zur dritten zu erfassen ist: der Geisterglaube, der Naturglaube und der Vielgötterglaube. Leider gibt es hierfür nur spärliche Aufzeichnungen, zu denen die Beschreibung Tacitus gehört. Die Hauptquelle aber bildet die Schilderung des Geschichtsschreibers Dusburg. Danach verehrten die alten Preußen Bäume zuweilen von Hainen umgeben, Quellen und Tiere mancher Art (darunter die Kröte) als höhere Wesen. Haine und Quellen zu betreten, war nur den Priestern erlaubt, allen anderen verboten. So wird erklärlich, wie sehr sie die Zerstörung ihrer Kulturstätten als Verletzung ihres heiligsten Gefühls empfunden wußten, da schon allein deren Betreten Verunreinigung bedeutete. Ihre drei Hauptgötter waren: Perkunos, Potrimpos und Pikollos, Namen, deren Klang uns, in Personen und Ortsnamen häufig überliefert, erstaunlich bekannt erscheint.
Perkunos war der mächtigste dieser Götter, er war der Herr der Naturereignisse. Ihm opferte man durch den Oberpriester (der Criwe genannt wurde) Früchte, Getreide und Speisen. Leider ist über die Form der Verehrung nichts überliefert. Der Nebengott Kurche überwachte das Wachstum und Gedeihen der Früchte und des Getreides. Besondere Verehrung genossen ferner die Eichen und Linden, die Schlangen und das Feuer. Aber auch im Hause wurde ein frommer Kult gepflegt: man weihte den Göttern Met, Pferdemilch und die Speisen. Vor weißen Pferden empfand man eine tiefe Scheu. Anlässlich der Ernte oder eines Sieges wurde den Göttern ein Drittel geopfert, ein Teil der Gefangenen und zuweilen auch Jungfrauen.
Mit den Pferden, die zum Opfer bestimmt waren, veranstaltete man ein Rennen. Erst wenn sie ermüdet waren, wurden sie zum Opferaltar geführt. Böcken schlug man vorher den Kopf ab und bewahrte das Blut auf, das der Heilung von Vieh diente.
Menschenopfer wurden blutig und unblutig dargebracht. Kriegsgefangene wurden dabei in voller Rüstung auf Pferde gesetzt, deren Beine gefesselt waren und verbrannt, da Christenblut an heiliger Stätte nicht vergossen werden durfte. Einen gefangenen Ordensritter z.B. tötete man vor dem Opfer indem man seinen Hals zwischen zwei Balken zerdrückte. Für wichtige Entscheidungen benutzten die alten Preußen das Los, dünne mit Runen versehene Holzstäbchen, die in die Luft geworfen wurden. Entscheidend war dann, welche Runen der Stäbchen einander bedeckten. – Auch Frauen übten bei den alten Preußen das Priesteramt aus. Neben den Priestern gab es Wahrsager, Zauberer und Zeichendeuter.
Die verstorbenen Familienangehörigen wurden verbrannt, um ihre Wiederkehr zu verhindern. Die Asche wurde in einer Urne oder einem Beutel aufbewahrt, und beide mußten offen bleiben, damit die Seelen aus- und eingehen konnten. Mit der Asche wurde all das, was der verstorbene zum Leben gebraucht hatte, ins Grab gelegt und das Grab mit einem Kranz von Steinhügeln umgeben. Unter den Mitgaben waren Pferde, Sklaven, Mädchen, Kleider, Jagdfalken u.a.m., denn die Seele des Toten befand sich in ihrer religiösen Überzeugung nach auf einer großen Fahrt.
Die alten Preußen glaubten an eine Seelenwanderung, der christliche Gedanke einer Auferstehung aber blieb ihnen fremd. Je höher der Rang, den der Verstorbene eingenommen hatte, desdo länger wurde er im Hause und zu ebener Erde aufgebahrt – ein bis zu zwei Monate hindurch, Könige bis zu einem halben Jahr – und genau so lange wurde auf Kosten seines Besitzes getrunken und gespielt. Nach vollzogener Verbrennung wurde sein Besitz in fünf oder sechs gleiche Teile geteilt, dann stellte man die größten und wertvollsten am weitesten vom Ort entfernt auf, die kleineren, wertloseren näher am Orte zu und veranstaltete ein Wettrennen. Sieger war, wer zuerst die schöne Beute erreicht.
Die Volksfeste der alten Preußen waren das Frühlingsfest, das Erntefest und die Sonnenwendfeiern. Dem Christentum blieben sie nur äußerlich verbunden, und erst die Reformation vermochte allmählich tieferen Einfluß zu gewinnen.
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Zur altpreußischen Sprache
Die Erforschung des Prußischen, der Sprache der autochthonen baltischen Bevölkerung Preußens, war lange Zeit eine Domäne der deutschsprachigen Forschung. Darum verdient gemacht haben sich hervorragende deutsche Gelehrte wie Johann Severin Vater, Georg Heinrich Ferdinand Nesselmann, Reinhold Trautmann und Georg Gerullis. Die letzte umfangreiche auf Deutsch erschienene Schrift zum Prußischen war Janis Endzelins Altpreußische Grammatik, die noch 1944 in Riga als Übersetzung der entsprechenden lettischsprachigen Ausgabeveröffentlicht wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Forschung zum Prußischen vor allem in Litauen und Russland betrieben, wobei insbesondere die Arbeiten des an der Universität Vilnius wirkenden Baltisten Vytautas Mažiulis und des Moskauer Sprachwissenschaftlers Vladimir Toporov zu nennen sind.
Vytautas Mažiulis hat nicht nur die Neuedition der altpreußischen Sprachdenkmäler besorgt, sondern auch ein umfangreiches etymologisches Wörterbuch des Altpreußischen zusammengestellt. Ein ähnliches Projekt hatte Toporov verfolgt, von seinem etymologischen Wörterbuch sind allerdings nur die Bände 1-5 (bis zum Buchstaben M) veröffentlicht.
Für die Prußistik erfreulich ist die Tatsache, dass diese Forschungstradition jetzt von dem jungen an der Universität Vilnius lehrenden Sprachwissenschaftler Vytautas Rinkevičius fortgesetzt wird. Dieser hat ein grundlegendes Lehrbuch zum Prußischen verfasst, das dank einer Übersetzung von Harald Bichlmeier und Silke Brohm mit leicht geänderter Konzeption nun auch unter dem Titel „Altpreußisch. Geschichte, Dialekte, Grammatik“ (Baar-Verlag Hamburg) in deutscher Übersetzung vorliegt. Das Ergebnis ist ein profundes Handbuch des Prußischen, das das Wissen um diese Sprache, vor allem aber um seine historisch fassbaren zwei Dialekte, das Pomesanische und des Samländische, in kompakter Form darbietet. Abgerundet wird das Buch durch einige Lesestücke mit beigegebenen Faksimiles. Das Buch richtet sich nicht nur an Baltisten und Indogermanisten, auch der am Prußischen interessierte Laie wird aus der Lektüre dieses Buches Nutzen ziehen können.
Eine Vorstellung dieses Buches mit einer Einführung in die prußische Sprache und ihre Erforschung fand im Beisein des Autors und der Übersetzer am 29. November 2017 in der Litauischen Botschaft in Berlin, Charitéstr. 9 statt.
Das Buch „Altpreußisch. Geschichte, Dialekte, Grammatik“ kann im Buchhandel oder direkt bei Baar-Verlag (www.baar-verlag.com
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